Wo Phantasie den Ton angibt
Warum soll ich lesen, wenn es doch viel angenehmer ist, den Fernseher einzuschalten? Märchen sind doch nur was für Kinder, oder?
Warum tragen Zwerge Zipfelmützen? Sind nun die Bremer Stadtmusikanten die Helden von morgen, und was haben Hexen eigentlich gegen Äpfel?
„Ist das ein Scherz?? Ein Märchenbuch zu meinem vierzehnten Geburtstag?“ Als Luke das Geschenk seiner Familie auspackt, ist er wenig erfreut. Murrend dreht er den Fernseher auf, vielleicht
lenkt ihn das von seinem Ärger ab. So viele Kanäle und trotzdem nichts Spannendes. Wütend schleudert er das Buch gegen den Fernseher. Ein Knall, ein Blitz und plötzlich ist alles anders. Die Märchenwelt ist heute vielen Kindern fremd geworden. Ihre Vorbilder sind nicht mehr Prinzen und Prinzessinnen aus den Märchenbüchern, die veralteten Werten hinterher jagen, sondern die coolen, erfolgreichen Jugendstars aus dem Fernsehen. Die kritische Auseinandersetzung mit diesen beiden Medien war für die Jugendlichen
der Gruppe „Kreativ“ keine leichte Aufgabe. Im Entstehungsprozess beschäftigten sie sich mit Hilfe szenischer Improvisation, verstärkt
durch Gesang und Tanz, mit den verschiedensten Figuren aus Literatur und Fernsehen. Im Laufe eines Jahres entstanden in der Gruppe erarbeitete Liedtexte und Szenen, die schließlich zu einem
stimmigen Stück zusammengesetzt wurden, das alte und neue Helden in einer gemeinsamen Welt auf ein und dieselbe Ebene stellt und scheinbar veralteten Modellen mit neuer Politur zu aktueller Wertigkeit verhilft.
So wurde das Projekt zu einem ganz besonderen Anliegen der jungen Darsteller, die nun mit viel Elan, Spaß und Freude vor ihrer ersten Bühnenerfahrung stehen, dem Weg in die Märchenwelt.